Es ist eigentlich recht offensichtlich, und die Kenntnis hatte ich. Aber die ERkenntnis durfte ich vor kurzem erleben. Eine GANZ andere Nummer.
Such dir deine Welle aus.
Es ist kein Geheimnis, dass ich schon über zehn Jahre dabei bin, das Surfen neu zu lernen. Zehn Jahre dabei in kleinen langwierigen Schritten einer meiner vielen Hobbies neu zu lernen. Viel Geduld und Liebe brauchte ich mir gegenüber.
Viele Fragen weshalb ich mir das antue? Ich habe doch Angst, woher der Trauma stammt kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nur, früher konnte ich Wellen hemmungslos nehmen. Heute aber, jedes Mal wo ich ins Wasser gehe, Panik, Angst, Hemmung. Eine unglaubliche Avalanche an Gefühlen. Es ist alles im Kopf. Denn wenn sogar 20cm Wellen Einem in Panik stürzen ist klar, das ist alles im Kopf. Krass wie unser Gehirn so alles verzerren kann.
Zurück zu meiner Erkenntnis. Es ist nun endlich so weit, dass ich mich in 50-100cm Wellen reintraue. Allerdings blieb ich oft vorne im Weißwasser. Auch wenn es von Außen harmlos aussieht, sieht der Wellengang und das Weißwasser schon viel bedrohlicher aus, wenn man im Wasser paddelt. Also bin ich nie wirklich ganz hinten gepaddelt, aus Angst mich erwischt mal spontan eine richtig große Welle.
Nun nahm ich nen Surfkurs mit ein paar Locals hier in Montalivet, Frankreich. Sie gaben mir nen Board, ne Leash und eine Lycra. Und ab ins Wasser. Anders als bei den üblichen Surfkursen, gab’s kein folternden Warm-Up. Sondern es ging erst mal ohne Brett ins Wasser um etwas Bodysurfing zu üben und ein Gefühl für das Wasser zu bekommen. Fand ich fantastisch, die Idee! Also bodysurfing kann ich eindeutig nicht, ich versank eher als dass ich mitschwebte. Egal. Axel, die Kursleiterin nahm sich zudem auch viel Zeit um mir die Küste, Strömungen und Gezeiten hier zu erklären.
Dann ging es mit den Brettern ins Wasser und nach einer Weile fragt Axel uns, ob ein paar von uns mit ihr nach hinten gehen möchten. Ich zögerte etwas, aber ich ging mit. Ich hatte Vertrauen, allgemein fùhlte ich mich gut. Mein Bauch meldete kein schlechtes Gefühl. Es war schon etwas scary nach hinten zu paddeln, denn plötzlich sahen die Wellen ziemlich groß aus und der Schaum hat schon härter ans Gesicht geklatscht. Einer von den Jungs hat es richtig erwischt, er gelang genau ins Set und wurde richtig durchgewaschen. Mein Albtraum. Doch er gab nicht auf und kam auf uns eventuell zu. Und ich erinnerte mich selbst daran, die Wellen sind nur 1m maximal! Erinner dich daran, wie die von aussen ausschauten!
Wir kamen an. Ich hatte Angst zu weit hinten zu sein doch axel sagte, weiter. Hinter den Wellen war es so friedlich. Keine Strömung, kein Weißwasser. Nur ein paar rollende Bewegungen des Ozeans. Ein paar waren größer als andere, und auf die Shore blickend konnte man sehen wie die Wellen brachen und den Weißwasser explodierte. Ich schluckte.
„Choose your Wave“ sagte sie. Es ging darum, die Wellen lesen zu können. Übungssache. Da kam dann eine kleine Rolle auf uns zu, sah echt harmlos aus, und Axel sagt mir die zu paddeln. Ich glaubt nicht, dass diese stark genug war mich mitzunehmen aber ich gehorchte. Ich paddelte … und … ich stand! So smooth, ich hab mich zwischendrin gewundert ob ich überhaupt auf der Welle war. War ich jedoch.
Und so ging es mehrfach. Jede Rolle, die etwas kleiner war, nahm ich. Denn die sah harmlos aus. Mein Kopf machte mit. Und mit jedem Versuch wuchs mein Selbstvertrauen und Vertrauen an dem Ozean. Selbst das rauspaddeln machte inzwischen Spaß. Der Schaum wirkte weniger bedrohlich. Ich hatte Spass durch und durch!
Einfach Wunderschön.
Aus diesem Erlebnis hoff ich euch ein Gefühl zu geben, wie es ist. Wie es sein kann. Auch für die Surfer out there, die das Gefühl kennen. Vielleicht fällt es euch leichter diese Erkenntnis zu schmecken.
Wisst ihr? Aus Angst blieb ich die ganze Zeit im turbulenten Weißwasser, war gezwungen den fetten Sprudel zu nehmen und bekam quasi das Unruhigste mit von Allem. Ich hab mir das selber schwer gemacht. Unklug.
Aber HINTEN, hinter den Wellen. Aus einer anderen PERSPEKTIVE…ja. Da war es friedlich. Und vollkommen in Ordnung und möglich, sich seine Welle auszusuchen. Wenn der Set kam, nahm ich einfach die erste (also die Kleinste). So SIMPEL kann es sein. So simpel ist es.
Und wisst ihr? So ist es auch im echten Leben. Manchmal begibt man sich ständig im Schaum der Wellen. Der Probleme. Der Krisen. Aller Probleme. Aller Krisen. Der Herausforderungen. Doch wir können auch, wenn wir wollen, nach hinten gehen. Und diese aus einer anderen Perspektive erblicken. Feststellen, dass von hinten diese gar nicht so groß sind. Anstatt diese jedes Mal voll ins Gesicht zu starren. Und wir haben es in unserer Hand, die Welle auszusuchen die wir surfen können und möchten. Wo der Schaum uns dann nicht übertraumatisiert.
Choose your wave.
Such dir deine Welle aus!
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Link zur Surfschule (kann ich nur empfehlen): Monta Surf School